Per Tandem unterwegs in Sudamerika, Neuseeland und Europa!
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Tuesday, 19 April 2005
Segovia - Santo Domingo de Silos: Schneetreiben, gregorianische Choralgesaenge und Geier
Ein schoener und ungewohnt warmer Morgen stand vor dem Zelt. Wir verliessen Segovia auf der Umfahrungsstrasse und stachen Richtung Norden in die weite kastilische Hochebene. Felder und Aecker soweit das Auge in der leicht huegligen Landschaft reichte, sattgruen leuchtendes junges Getreide, kaum ein Baum oder Strauch. Wir kamen flott voran, etwas Rueckenwind und perfekte Temperaturen liessen unsere Beine wirbeln. Regelmaessig tauchte wie aus dem Nichts ein Bauerndorf auf. Am Dorfrand standen meist ein paar trostlose Gewerbebauten oder moderne Wohnbloecke, dann ueberraschte uns ein Kern mit viel alter Bausubstanz, knorrige Holzbalken ueber Tuerrahmen, zerfallene Ziegeldaecher, schlichte romanische Kirchen mit massiven Kirchtuermen. In Turegano stand majestaetisch das riesige Castillo ueber dem Dorf. Wenn sich nicht ein Lkw nach dem andern durch die engen Gassen gezwaengt haette, haette man meinen koennen, die Zeit waere hier stehengeblieben. Ansonsten gab es wenig Abwechslung, deshalb setzten wir uns zum Ziel, die ganze Hochebene bis nach Aranda de Duero an einem Tag zu durchqueren. Die 113 km meisterten wir unerwartet locker und verbrachten die Nacht auf dem "zentral" gelegenen Campingplatz zwischen Hauptstrasse und Autobahnanschluss.
Unser naechstes Ziel war Santo Domingo de Silos, bekannt geworden durch die gregorianischen Choralgesaenge, welche die ansaessigen Moenche in den 90er-Jahren in die Hitparade brachte. Den Weg dorthin mussten wir uns aber hart erkaempfen. Sehnlichst wuenschten wir uns die Winterkleider zurueck, welche wir in Suedspanien voreilig nach Hause geschickt hatten. Ein eiskalter Nordwind pfiff uns entgegen. Die Temperaturen lagen nur wenig ueber dem Gefrierpunkt. Dick eingepackt wie "Michelinmaennchen" arbeiteten wir uns im Schneckentempo gegen den Wind voran. Die Landschaft war heute wieder abwechslungsreich, mit der Sierra de la Demanda naeherten wir uns dem naechsten spanischen Gebirge. Auf einem Foto wuerde es nach einem traumhaften Tag aussehen, strahlend blauer Himmel, klare Luft, huebsche Doerfer mit romanischen Kirchen. Fuer uns war der Kampf gegen den eisigen Sturm aber ein fuenfstuendiges Mentaltraining - "Gring abe u trampe". In jedem Dorf fluechteten wir hinter eine Klostermauer oder in eine geschuetzte Gasse, um fuer eine Viertel Stunde dem Laerm in den Ohren zu entgehen. Als wir auf einer Dorfbank picknickten, setzte sich ein aelter Herr zu uns. Er wollte uns ein Glas Wein bringen, weil zu jedem Essen Wein gehoere. Lachend lehnten wir dies dankend ab, es war schon nuechtern nicht einfach, das Tandem bei den Windboeen zu lenken.
Kurz vor Santo Domingo de Silos hatte der Fluss eine tiefe Schlucht in die senkrecht stehenden Kalkwaende gefressen. Auf einem spektakulaeren Steg spazierten wir zwischen den Felswaenden durch. Ueber uns kreisten Geier, die weit oben in den Felswaenden ihre Horste angelegt hatten. Im huebschen Dorf war es ein Hochgefuehl, ein warmes Zimmer zu betreten und uns unter einer heissen Dusche wieder aufwaermen zu koennen. Zufrieden setzten wir uns in die Kirche und lauschten den Choralgesaengen der Vesperandacht. Die Busladung Japaner musste schon nach 10 Minuten die Kirche verlassen, zum Glueck sind wir nicht so unter Zeitdruck.
Als wir am naechsten Morgen um halb acht zur Laudes in die Kirche pilgerten, um nochmals dem Choralgesang zu lauschen, lag der Duft frischen Brotes in der Gasse und es schneite! Der Wind blies noch kaelter als gestern, definitiv kein Tag zum Radfahren. So machten wir uns einen gemuetlichen Tag, holten frisches Brot beim Baecker nebenan, schlossen uns einer Klosterfuehrung an und besichtigten das Museum mit einer Sammlung alter Musikinstrumente. Da wir gestern im Restaurant gegessen hatten und uns dies nicht nochmals leisten konnten, aber Lust auf eine warme Mahlzeit hatten, packten wir unseren Kocher und spazierten auf den Huegel am Rande des Dorfes. Die Sonne und kurze Schneeschauer begleiteten uns. Dick eingepackt mit Kappe und Handschuhen hatten wir warm. Die mystische Winterstimmung passte fuer uns sehr gut zu diesem besinnlichen Ort. Im Wissen um das warme Zimmer, das auf uns wartete, genossen wir den Ausflug in die Natur. Wir fanden in einer Felswand eine windgeschuetzte Nische, fast eine kleine Hoehle. Darin war es angenehm warm. Wir kochten unser Znacht und kamen uns wie Hoehlenbewohner vor. In der Luft konnten wir bis zu 14 Geier beobachten, fasziniert schauten wir zu, wie sie elegant im Winde Kreise zogen.

Posted by tandem-adventure at 4:22 PM BST
Updated: Wednesday, 20 April 2005 7:24 PM BST
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El Barco - Segovia: Sierra de Gredos, Uebernachten an der Stadtmauer
An unserem Ruhetag war das Wetter turbulent. Am Morgen war es durch die Saharaluft ungewoehnlich warm. Gelber Wuestenstaub bedeckte unser Zelt. Die Kaltluft aus Norden brachte uns eine unruhige Nacht. Es blitzte und donnerte unaufhoerlich, der Regen prasselte wie Trommelwirbel nieder. Im kleinen Restaurant sassen wir am Holzfeuer und lasen uns im Reisebuch vor. Den Brauch des Vorlesens haben wir von Kerstin abgeschaut. Am andern Tag hingen die Wolken wie Watte vom Himmel, uns trieb es aber einfach weiter. Trotz vieler Regenwaende, die durch die Berge zogen, blieb unsere Regenkleidung trocken. Natuerliche Steinmannli aus grossen runden Granitbloecken bildeten eine Skulpturenlandschaft. Der Fluss rauschte tief unten im Tal, die Regenfaelle waren ideal fuer die Kajakfreunde, die vergnuegt ihrem Sport froenten. Die wolkenverhangene Bergwelt war sehr mystisch und die winterlichen Temperaturen eigentlich nicht sehr radeltauglich. Entsprechend verdutzt schauten uns dick vermummte Menschen in den Doerfern an.
In Hoyocasero hatten wir kein Glueck auf dem Campingplatz, der zu dieser Jahreszeit nur am Wochenende geoeffnet ist, dafuer mit der Unterkunft in einer Fonda. Dies sind einfache Gasthaeuser auf dem Lande. Das alte Ehepaar kuemmerte sich liebevoll um uns und wir genossen das Zimmer im Grossmutterstil. Im kalten und ungeheizten Raum sitzend hatten wir eine riesige Lust auf heissen Tee. Wir fragten die Frau, ob sie uns eine Pfanne heissen Wassers machen koenne, wir haetten so kalt. Sie fuehrte uns in die ehemalige kleine Gaststube und hiess uns an den runden Tisch zu sitzen. Sie hob die dicke Tischdecke und legte sie auf unsere Oberschenkel, eine wohlige Waerme kroch unsere Beine hinauf. Unter dem Tisch befand sich die Heizung des Hauses, eine Art Vogelkaefig mit gluehender Kohle. Was fuer eine Wohltat! Genau solche Augenblicke sind Hoehepunkte unserer Reise.
Waehrend des Beladens des Tandems vor dem Haus rief der alte Mann uns in die Kueche. Er hatte im Kamin ein Feuer entfacht und wollte, dass wir uns daran vor der Abfahrt die Haende waermen. Das sei ihre Heizung und die Winter seien in den Bergen lange und hart. Waehrend wir unsere Haende waermten, schweiften unsere Blicke immer wieder zu den beiden Schinken, die an der Wand hingen und uns das Wasser im Munde zusammenlaufen liessen.
Obwohl die Sierra de Gredos noch viele schoene Passstrassen zu bieten gehabt haette, verliessen wir heute des Wetters wegen dieses Gebirge. Auf direktem Kurs erreichten wir Avila, wo der Campingplatz einer Neubausiedlung weichen musste. Wir fanden in der Altstadt eine schoene Unterkunft direkt an der mittelalterlichen Stadtmauer, vom Zimmerfenster aus sahen wir auf zwei Zinnen. Wir blieben gleich zwei Naechte und loesten unseren Gutschein fuer eine Uebernachtung ein, den wir von Freunden geschenkt bekamen, um das tolle Ambiente dieser mit historischen Gemauern reich gesegneten Stadt zu geniessen. Avila, beruehmt fuer die Stadtmauer mit acht monumentalen Toren und 88 Tuermen, gilt als eine der besterhaltenen Stadtbefestigungen.
Wir verliessen die hoechstgelegene und kaelteste Stadt Spaniens, die ihrem Ruf alle Ehre machte, auf der einzigen Ausfahrt Richtung Osten, der Autobahn. Auf dem Pannenstreifen hatten wir ausreichend Platz, freuten uns aber als nach einem Kilometer die alte Hauptstrasse wieder separat weiterfuehrte. Bissig kalter Suedwind blies uns ins Gesicht. Auf den Huegeln drehten Dutzende von Windkraftwerken. In Segovia lag der Campingplatz weit ausserhalb der Stadt. Nach dem Aufstellen des Zeltes fuhren wir per Bus ins Zentrum. Das Aushaengeschild dieser sympathischen Stadt ist das roemische Aquaedukt. 728 m lang und 29 m hoch spannt sich die bauliche Meisterleistung quer ueber die Vorstadt. Die Granitbloecke wurden ohne einen Tropfen Moertel aufeinandergeschichtet. Beeindruckt von der Schlichtheit des schoenen Baus genossen wir den lauen Abend mit Schlendern durch die Gassen der geschichtstraechtigen Altstadt.

Posted by tandem-adventure at 3:33 PM BST
Updated: Wednesday, 20 April 2005 7:26 PM BST
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Tuesday, 5 April 2005
Hervas - El Barco: Trockenmaeuerchen und rezenter Ziegenkaese
Unsere Beine waren nach den beiden Passetappen anfaenglich schwer wie Blei. Auf der alten Hauptstrasse stiegen wir in einigen Kehren hinauf Richtung Puerto de Bejar. Linkerhand brummten hoch oben die Lastwagen auf der Autobahn, wir hatten die alte Strasse fuer uns, rechterhand wanderten zwei Pilger mit schweren Rucksaecken auf dem alten Saumpfad. Die "Ruta de la plata" fuehrt als Wanderweg Richtung Santiago de Compostela. Die Fahrt das friedliche Tal hinauf war ein Genuss. Alte Trockenmauern, kleine Aecker, saftige Wiesen. Ein Esel scharrte in der staubigen Erde neben dem Stall und begruesste uns lautstark. Zwischen den Baeumen grasten Schafe, von bellenden Schutzhunden bewacht. In der kleinen Siedlung auf dem Pass schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Ein grosses halbzerfallenes Gehoeft erzaehlte von besseren Zeiten. Ein schoener Stall aus Granitquadern beeindruckte uns mit Tuerrahmen aus riesigen Steinbloecken. Durch die gruenen Weiden fuehrten alte Flurwege, beidseits begrenzt durch Steinmauern. Vor einem Haus hing die farbige Waesche an der Sonne, eine alte Frau sass davor und sortierte Kastanien. Ihr Nachbar trat vor das Haus und fragte uns nach unserem Weg. Als wir ihm erzaehlten, dass wir von Malaga zurueck in die Schweiz fahren, warf er die Haende in die Luft und wuenschte uns eine gute Reise.
In stetem Auf und Ab fuehrte die Strasse nach Bejar. Pferde grasten, an einzelnen Baeumen sprossen bereits Knospen. Wir ueberquerten die Bahnlinie nach Bejar. Die Schienen total rostig, zwischen den Schwellen wuchsen kleine Baeume, da fuhr wohl vor langer Zeit der letzte Zug. Bejar hatte ein interessantes Stadtbild. Die alte Industriestadt scheint zu einer neuen Bluete aufzustreben. Dicht gedraengt klebten die Haeuser am Huegel. Ein Sammelsurium der Architektur des 20. Jahrhunderts, daneben ein Stueck mittelalterliche Stadtmauer. Im Flusstal alte Industriebauten, Spinnereien, Schornsteine mit Storchennestern. Dahinter die hohe Autobahnbruecke, die sich ueber das Tal spannt und die Fabriken wie Modellhaeuser erscheinen laesst. Auch mitten in der Stadt Fabrikruinen neben umgenutzten und renovierten Zeugen dieser Epoche. Der alte Bahnhof schlummert wie ein Museum, Wasserturm aus der Dampflokzeit, Gueterschuppen und Lokremise und ein Bahnhofvorplatz aus Bollensteinen. Seit der Zeit als hier Pferdekutschen auf ankommende Reisende warteten hatte sich nicht viel veraendert. Wir fanden einen Supermarkt, der sogar am Nachmittag geoeffnet hatte, welch eine Seltenheit!
Wieder auf dem Lande machten wir unter einem schattenspendenden Baum Siesta, schnabulierten Chorizo, scharfen Ziegenkaese und das uebliche trockene Weissbrot. Ein unerwarteter langer Anstieg, auf der 400'000er-Karte nicht ersichtlich, fuehrte uns auf den Puerto La Hoya (1250 m). Dort begegneten wir einem aelteren Mann, der sich auf der Leitplanke sitzend ausruhte, bevor er die sechs Kilometer in sein Dorf zurueckspazierte. Viele Spanier spazieren einfach entlang den Strassen, dies scheint eine Art Nationalsport zu sein. Der freundliche Mann plauderte eine Weile mit uns. Er erklaerte, dass nach der Pensionierung der taegliche Spaziergang wichtig sei, damit das feine Essen nicht zu einem runden Bauch fuehrt. Wir wunderten uns schon einige Male ueber Steinkreise mitten in den Weiden. Heute sahen wir deren Zweck: Ein Heustock in der Mitte des Kreises, welcher hungrige Tiere fernhaelt.
Auch in El Barco befanden wir uns immer noch auf 1000 m.ue.M. Auf der Nordseite der Sierra de Gredos faellt das Terrain nicht tief ab. Die Passuebergaenge sind hier entsprechend hoeher und kuehler und die Vegetation noch winterlicher als im Sueden. El Barco wartete mit einer eleganten Burg, Storchennestern auf den Zinnen, steinernen Bogenbruecken ueber den Fluss und einem massiven mittelalterlichen Stadttor auf. Fuenf Kilometer trennten uns noch vom Zeltplatz bei Hermosillo. Der letzte Aufstieg war fuer unsere mueden Beine sehr beschwerlich. Nach den letzten beiden Tagen mit Passfahrten hofften wir auf eine flachere Etappe. Wir sammelten aber auch heute wieder ueber 1000 Hoehenmeter, nicht so steile zwar aber unerwartete. Zwei Hirten mit einer Herde weisser Kuehe, einem bepackten Esel und einem Hund kreuzten unseren Weg. Ein schoenes Bild, aber ob dies fuer die beiden auch so romantisch ist? Der Campingplatz war der Schoenste, den wir bis jetzt antrafen, in einem ruhigen weiten Bergtal mit Sicht auf die weissen Berge der Umgebung gelegen. Lauschige Zeltplaetchen, Baechlein und liebevolle Ausstattung, perfekt fuer einen Ruhetag.

Posted by tandem-adventure at 11:08 AM BST
Updated: Tuesday, 5 April 2005 11:37 AM BST
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Jarandilla - Hervas: Passstrassen und Kirschbluetenmeer
Als wir am Morgen den Reissverschluss am Zelt hochzogen, sahen wir blauen Himmel Richtung Berge. Es hingen zwar noch Wolkenfetzen am Himmel, aber der heutige Tag versprach mit der klaren und frischen Luft besser zu werden als die letzten. Frohen Mutes starteten wir und hofften, der Wintereinbruch sei nun vorueber und wir koennen die bevorstehenden Paesse doch noch in Angriff nehmen. Bis Cuacos de Yuste fuehrte die Strasse durch Terrassenfelder und eine liebliche Landschaft, die uns stark ans Tessin erinnerte. Die Strasse stieg zum Monasterio de Yuste steil an. Dort hatten wir das glueckliche Timing, dass wir gerade fuenf Minuten vor einer Fuehrung eintrafen und uns dieser anschliessen konnten. Der gefuehrte Rundgang durch die Gemaecher des spanischen Koenigs Carlos I, der hier im 16. Jahrhundert seinen Lebensabend verbrachte, ermoeglichte uns einen kleinen Einblick in die Klosteranlage. Der Rest des Klosters, so auch die wunderschoenen schlichten Kreuzgaenge, in die wir nur von Weitem einen Blick erhaschen konnten, wird immer noch von Moenchen bewohnt und ist daher nicht zugaenglich. Waehrend der halbstuendigen Fuehrung verstanden wir vielleicht zehn Worte. Im Gegensatz zu Suedamerika ist das Spanisch hier fuer uns manchmal fast unverstaendlich.
Ein kleines Straesschen fuehrte nach Garganta la Olla. Die Berghaenge beidseits der Strasse waren uebersaet mit Granitkugeln aller Groessen, der Wald stellenweise Waldbraenden zum Opfer gefallen. In Garganta begann der Aufstieg zum Puerto de Piornal (1269 m). Das schmale Bergstraesschen, das sich in unzaehligen Serpentinen den Hang hinaufwand, liess uns jubeln. Schriftzuege auf der Strasse feuerten wohl an der Vuelta die Radprofis an. Immer wieder war weit oben ein Stueck Leitplanke sichtbar. Der Blick zurueck zeigte die schmale Strasse, die sich durch den noch winterlich braunen Wald schlaengelte. Der Wind war empfindlich kuehl, ueber die Bergkette kamen immer dunklere Wolken gezogen, waehrend Richtung Sueden ueber der Ebene blauer Himmel leuchtete. Nach etwa der Haelfte des Aufstiegs machten wir uns Gedanken, vielleicht hier irgendwo das Zelt aufzuschlagen, denn am Kamm oben waren die Wolken rabenschwarz. Es tropfte und nicht weit von uns entfernt lag eine Regenwand. Bei diesen Temperaturen hatten wir wenig Lust auf eine Fahrt im Regen. Die Baeche fuehrten genuegend Wasser, so dass wir haetten filtern koennen. Ein Autofahrer meinte aber, auf der andern Seite sei das Wetter recht gut. Eine Stunde spaeter erreichten wir trocken und gluecklich die Passhoehe. Wir stuerzten in rasanter Fahrt ins Valle de Jerte und damit hinein in ein Meer von bluehenden Kirschbaeumen, ein ganz tolles Spektakel! Wie durch eine frisch verschneite Landschaft kurvten wir durch die blendendweisse Pracht talwaerts. Zwischen den Baeumen leuchtete saftiggruenes Gras und Raps bluehte gelb.
Auch der zweite Pass vom Valle de Jerte nach Hervas war ein Leckerbissen. Die Kirschbaeume, der strahlend blaue Himmel und wieder warme Morgentemperaturen liessen uns schnell auf Touren kommen. Ein einheimischer Kirschbauer und Radfahrer hatte uns gewarnt, diese Passstrasse sei zwar spektakulaer, aber haerter als der gestrige Pass, so war es auch. Gleich von Beginn weg schraubte sich das steile Straesschen steil himmelwaerts. Wir bissen, die Muskeln arbeiteten hart, unsere Augen erfreuten sich an der Terrassenlandschaft, die weit in die Berge hianufreichte. Unten bluehten die Kirschbaeume in voller Pracht, weiter oben waren sie noch in Winterstarre. Eidechsen huschten in Verstecke, Voegel sangen, die Sonne schien, Autofahrer feuerten uns an. Obwohl wir hart arbeiteten und kaempften, genossen wir das geniale Passstraesschen durch die Bergwelt. Der Blick auf dem Puerto de Honduras war toll. Eine Weitsicht auf Las Hurdes, den Stausee und die Serpentinen der vor uns liegenden Abfahrt. Diese war stellenweise recht holprig. Kuehe sassen gleich am Fahrbahnrand, ein Geissenhirt trieb seine Herde ueber die steilen Bergflanken. Der zweite Pass in der noerdlichen Extremadura war ein weiterer Hoehepunkt unserer Spanienreise.

Posted by tandem-adventure at 9:38 AM BST
Updated: Tuesday, 5 April 2005 11:01 AM BST
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Monday, 4 April 2005
Guadalupe - Jarandilla: Roemischer Tempel und Kaelteeinbruch
Die ganze Nacht trommelte der Regen auf das Zelt. Nachts macht uns dieses Geraeusch nichts aus, wenn man im trockenen Zelt liegt, hat es etwas Beruhigendes an sich. Am Morgen lieben wir diese Toene allerdings gar nicht. In Guadalupe lagen wir lange in den Schlafsaecken, irgendwann wichen die schwarzen Wolken aber wieder einzelnen sonnigen Abschnitten, wenn es auch sehr kalt war. Im Staedtchen hatten wir unsere liebe Muehe, Proviant fuer die Weiterfahrt zu finden. In den Souvenirshops gab es zwar auch Schinken, Kaese und Brot, aber alles zu ueberteuerten Preisen. Nach einigem Durchfragen fanden wir doch noch einen versteckten "Spar", wenn auch mit einem mageren Sortiment. Die Strasse fuehrte steil hoch zum Passuebergang. Der Blick zurueck auf Guadalupe mit dem riesigen Klosterkomplex entschaedigte fuer die Anstrengung. Dick eingemummt rollten wir talwaerts durch Foehrenwaelder und Kalkfelsen. Das stuermische Westwindwetter bescherte uns einen staendigen Wechsel von sonnigen Abschnitten mit intensiv blauem Himmel und kurzen Regenschauern.
Am Stausee Embalse de Vadecanas besichtigten wir anderntags die Reste eines roemischen Tempels. Osterausfluegler hatten mit uns nebst den roemischen Saeulen eine weitere "Attraktion" zu bestaunen. Von wegen Bestaunen: Die Spanier haben eine ganz eigene Art, uns zu begegnen. Oft glotzen sie uns mit offenem Mund an wie Marsmenschen, bringen keinen Laut ueber die Lippen wenn wir sie gruessen oder bremsen auf Schrittempo runter und kleben an den Scheiben. So angestarrt wurden wir selbst in Suedamerika selten. Beim Roemertempel kam es dann doch mal zu einem Gespraech. Ein junges Paar meinte, sie haetten uns letzte Woche im Fernsehen gesehen. Offenbar ist zur Zeit noch ein anderes Tandem mit Anhaenger in Spanien unterwegs, das vom Fernsehen begleitet wurde...
Nach der Durchquerung der Ebene von Navalmoral de la Mata stiegen wir an den Fuss der Sierra de Gredos. Unzaehlige Tabaktrocknungshaeuser standen in der Landschaft. Die luftigen Hallen aus Ziegelsteinen waren teils verfallen und ruinoes. Irre steil fuehrte die dreispurige Rampe, die ein Stueck kurvige Bergstrasse ersetzte, nach Jarandilla hinauf. Der Wind blies kalt, wir waren muede und sehr froh, als wir endlich den Campingplatz erreichten. Dort trafen wir seit langem wieder einmal auf andere Tourenradler. Wir verbrachten einen unterhaltsamen und lustigen Abend mit dieser Familie aus Berlin, die auf ihrem zweiwoechigen Osterurlaub von Madrid Richtung Porto unterwegs waren. Sie hatten Osterschokolade dabei, so hatten wir das Glueck, doch noch vom Osterhasen beschenkt zu werden.
Am naechsten Morgen zwangen uns Regen und winterliche Kaelte dazu, einen Ruhetag einzulegen. Unsere Route sollte ueber zwei spektakulaere Paesse fuehren, die Berge waren aber tief in Wolken gehuellt. Da haetten wir nicht nur gefroren sondern auch nichts gesehen. Deshalb beschlossen wir, solange in Jarandilla auszuharren, bis der Blick auf die Berge wieder frei war. Der Campingplatzhund bellte die ganze Nacht durch, so wechselten wir auf den zweiten Campingplatz auf der andern Seite der Ortschaft, der auch viel guenstiger gelegen war. Es war Dienstag nach Ostern und wir zwei der vier Gaeste auf dem Campingplatz mit einer Kapazitaet von 700 Personen. Neben dem Zelt spannten wir das Tarp zwischen zwei Baeume, kochten Roesti, ein gutes Stueck Fleisch und zum Dessert einen Liter Honigmilch.

Posted by tandem-adventure at 7:43 PM BST
Updated: Monday, 4 April 2005 8:02 PM BST
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Monday, 28 March 2005
Penarroya/Pueblonuevo - Guadalupe: Burgen, Stauseen und die Virgin de Guadalupe
Nachdem wir Maetteli und Proviant in Penarroya/Pueblonuevo gekauft hatten, fuhren wir wieder auf das Land hinaus, wo wir eigentlich wild zelten wollten. Neben der "EU-Neubaustrecke" fuehrte die alte Strasse lange parallel dem Hang entlang, hier ist Land offenbar keine Mangelware. Bei der "Kreuzung" zweier verkehrsarmer Landstrassen stockte uns der Atem. Was hier in die Landschaft gepflanzt wurde, spottet jedes Sinnes. Ein riesiges, doppelstoeckiges Kreiselbauwerk in einem fussballfeldgrossen "Krater". Es machte den Anschein, als wollte sich da ein Ingenieur ein Denkmal setzen. Wir konnten nur den Kopf schuetteln. Mit Rueckenwind rollten wir flott Richtung Hinojosa del Duque, die tiefe Abendsonne blinzelte zwischen den Olivenbaeumen durch. Wieder mal war es wie verhext, wir fanden einfach kein geeignetes Plaetzchen fuer das Zelt, alles war eingezaeunt. In der Daemmerung war auch kein Bauer mehr unterwegs, den wir haetten fragen koennen. Hinojosa kam immer naeher und es wurde dunkel. Schlussendlich blieb uns nichts anderes uebrig, als im Ort nach einer Unterkunft zu fragen. Wir wurden zu einem Hostal am Ortsrand verwiesen, der Preis fuer das Doppelzimmer ueberstieg aber unser Tagesbudget bei weitem. Der Hotelier sah unsere Not, unbedingt ein Zimmer zu finden, zuckte mit den Schultern und grinste nur frech. Wir beschlossen aber, im Dunkeln (und ohne Vorderlicht) 4 km zurueckzufahren, wo wir eine alte Scheune am Strassenrand gesehen hatten. Da wollten wir als Notloesung einfach das Zelt aufstellen. Bevor es aber dazu kam, fanden wir heraus, dass es doch noch eine zweite Unterkunft gab. Ein kleiner Familienbetrieb mit netten Betreibern, abgeschlossener Velogarage und einem feinen Nachtessen, alles zu einem fuer uns zahlbaren Preis! Damit hatte die Odysee der Schlafplatzsuche ein spaetes aber gutes Ende genommen.
Am naechsten Morgen waren wir richtig aufgestellt. Wir hatten gut geschlafen, im Zimmer ausgiebig gefruehstueckt, an der Bar einen feinen Kaffee genossen und auf der Strasse beim fahrenden Baecker frische Broetchen gekauft. Passanten riefen uns "buen viaje" zu oder winkten, eine Froehlichkeit, welche wir bis anhin in Spanien vermissten. Die Hostalchefin drueckte uns als Abschied ein Toertchen als Zwischenverpflegung in die Hand und wir pedalten in den strahlenden Morgen. Zahlreiche malerische Burgruinen saeumten unseren Weg ueber Cabeza de Buey und der Berge am Suedrand der Serena-Ebene entlang bis nach Castuero. Blauer Himmel, Schaefchenwolten und beste Sichtverhaeltnisse waren wie geschaffen fuer diese Panoramastrecke. In Castuera legten wir einen Ruhetag ein, wo wir sogar ein Internetcafe fanden. Diese sind in Spanien relativ selten und oft schwer zu finden.
Der Hahn kraehte vor dem Hostal bereits um 3 Uhr in der Nacht aus Leibeskraeften, wir steckten Oropax in die Ohren und schliefen friedlich weiter. Gemaess den Tipps des lokalen Tourismusbueros fuhren wir nicht weiter Richtung Caceres, sondern pedalten nordoestlich Richtung Guadalupe. Die dortige Bergregion versprach fuer das Radfahren interessantere Strecken. Vorerst galt es die grosse baumlose Ebene der Serena zu durchqueren. Wir empfanden die "Mondlandschaft" als recht spannend. Moosbewachsene Felszacken schauten aus dem verdoerrten Gras, Schafherden mit Schutzhunden zogen an uns vorueber. Die Ebene war gar nicht so flach, galt es einige ausgetrocknete Flusstaeler zu kreuzen. Am Stausee Embalse de la Serena wechselte das Erscheinungsbild schlagartig, dichte Foehrenwaelder als krasser Kontrast zur vorherigen Kargheit. Puebla de Alcocer gruesste schon von weitem mit der zinnenbekroenten Burgruine hoch ueber dem Dorf. In einem Pflastersteingaesschen kauften wir Brot, Kaese und Wasser, um unsere Ostervorraete zu komplettieren. Auf der Ruine einer Kirche hatten klappernde Stoerche ihre Nester gebaut. Ueber die Staumauer des Embalse de Garcia de Sola tauchten wir in die naechste Bergregion ein. Kalkfelsen, Foehrenwaelder und Einsamkeit - am Ufer des Sees fanden wir ein perfektes Plaetzchen fuer das Zelt und genossen den restlichen Nachmittag an der Sonne mit Lesen und Schreiben. Franziska fand im Gebuesch sogar eine Hand voll Spargeln, mmhh! Die Strasse durch die skandinavisch anmutende Stauseelandschaft war Radfahren vom Feinsten, die anschliessende Hochebene mit Foehrenaufforstungen hingegen aeusserst oede. Vom Puerto Llano fuehrte die Strasse steil runter nach Guadalupe, wo wir wieder mal auf einen richtigen Campingplatz stiessen. Nach Aufstellen des Zeltes und Abwarten einiger Regenguesse spazierten wir ins Staedtchen hoch. Die "Virgin de Guadalupe" war fuer Jahrhunderte eine der meistverehrten Marienstatuen in Spanien. Guadalupe ist auch heute noch ein bedeutendender Wallfahrtsort. Das riesige burgaehnliche Kloster ueberragt das Ortsbild schon von Weitem, waehrend man die kleine Statue der schwarzhaeutigen Maria inmitten des prunkvollen Hochaltars fast suchen muss. Wir besichtigten die Klosteranlagen und tauchten ein in eine Welt voller Geschichte. Prunkvolle Gewaender, Choralgesangsbuecher aus dem 15. Jahrhundert, der Klosterschatz mit Gold und Edelsteinen erzaehlten von der Bedeutung der mittelalterlichen Kloester, die Zentren von Wissen, Macht und Reichtum waren. Heute war Karfreitag, es wimmelte im Staedtchen nur so von (spanischen) Touristen. Der Zeltplatz war hingegen trotz Osterferien fast leer. Wer hat denn schon Lust auf Zelten bei kuehlen 10 Grad?

Posted by tandem-adventure at 3:25 PM GMT
Updated: Monday, 28 March 2005 3:52 PM GMT
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Wednesday, 23 March 2005
San Nicolas - Penarroya/Pueblonuevo: Einsamkeit und Holperpisten
Durch das liebliche Tal rollten wir auf der "Via Verde" Richtung der Bahnstation, wo der Weg auf die Hauptstrecke der Eisenbahn trifft. Am Dorfplatz in Bergdorf Cazalla goennten wir uns nach dem schweisstreibenden Aufstieg einen Kaffee. Auf den Baenklein sassen alte Maenner und schauten uns staunend nach. In den Gassen fegten die Frauen den Staub vor der Haustuer auf die Strasse. Sie machen dies jeden Tag mit dem gleichen Eifer und polieren anschliessend den Hausflur auf Hochglanz. In Analis waren am Nachmittag des Palmsonntags ganze Familiensippen im Dorfrestaurant beim Mittagessen, waehrend wir unsere Wasservorraete aufstockten.
Fuer die Weiterfahrt entschieden wir uns fuer die Strasse ueber Argallon und Fuente Obejuna. Als uns ausgangs Dorf ein uebelster Flickenteppich erwartete, stellten wir unsere Routenwahl in Frage. Zwei Spaziergaengerinnen meinten, die 56 km nach Fuente Obejuna seien zwar in erbaermlichem Zustand, dafuer landschaftlich viel interessanter als die andere Route Richtung Norden. Nach langem Hin und Her entschieden wir uns dazu, weiterzufahren. Nach einigen Kilometern wurde der alte Asphaltbelag zum Glueck ewtas besser. Wieso mit den EU-Geldern nicht alle Strassen vernuenftig erneuert werden, sondern einige zu ueberdimensionierten Schnellstrassen ausgebaut und andere in so traurigem Zustand gelassen werden, ist uns schleierhaft. Wir waren nun mutterseelenallein in dieser weitlaeufigen Landschaft. Das grosse Schild "gefaehrliche Strasse" kuendigte schon an, dass dies wohl keine vielbefahrene Route ist. Tatsaechlich begegneten wir etwa alle Stunde mal einem Auto und genossen die Abgeschiedenheit. Ploetzlich wechselte das Landschaftsbild von gepflegten Olivenhainen zu einer Strauchsavanne. Die folgenden Stunden bis in den fruehen Abend hinein waren aeusserst eindruecklich und surreal zugleich. Wir holperten durch eine total entrueckte Gegend, spuerten die Einsamkeit, die Weite in dieser Grenzregion zwischen Andalusien und der Extremadura. Durch die dunstige Luft wurde der sonderbare Eindruck noch verstaerkt. Aber wir fuehlten uns wohl hier. Unser Wasservorrat war begrenzt und wir wussten, dass wir fuer die 56 km bei diesen Strassenverhaeltnissen wohl sehr lange brauchen wuerden. So wollten wir noch an diesem Tag die Haelfte zurueckgelegt haben. Wir waren zwar schon sehr lange im Sattel, aber die Beine kurbelten wie von selbst und wir fuhren immer weiter in die Daemmerung hinein. Bei km-Schild "30", also fast der Haelfte, schlugen wir das Zelt neben der Strasse auf. Wir versuchten uns zu verstecken so gut es ging, was aber voellig unnoetig war, kam doch bis am naechsten Morgen gerade noch ein Auto vorbei. Vorsichtig warfen wir den Benzinkocher an, um in dieser ausgedorrten Gegend nicht einen Waldbrand auszuloesen und kochten einen grossen Topf Suppe. Die Nacht war unglaublich ruhig, kein Lufthauch, kein Tier, kein Verkehr - wir schliefen tief und lange. Das einzige Aergernis war Richard's Schlafmaetteli, das den Geist aufgab. Zwar ein Garantiefall, aber die naechsten Naechte werden hart.
Am naechsten Morgen kamen wir auf den Teerflecken wieder nur im Schritttempo voran. Das Straesschen kurvte ueber Huegel, durch Taeler und vorbei an wenigen vertraeumten Bauernhoefen. Wir hatten fuer diesen Morgen nur noch 3 dl Wasser in den Flaschen, die Fahrt bis ins naechste Dorf Argallon wurde zur Durststrecke im wahrsten Sinne des Wortes. Voellig ausgetrocknet erreichten wir gegen Mittag das verschlafene Nest, einige Jungs zeigten uns den Weg zum Dorflaedeli, wo wir uns auf die Getraenke stuerzten. Die restliche Strecke nach Penarroya-Pueblonuevo war auf glattem Belag und mit Rueckenwind ein leichtes Spiel. Die Stadt war ein interessanter Mix aus riesigen Industrieruinen, ehemaligen und hochmodernen Bergwerksanlagen, nicht mehr rauchenden Kaminschloten mit Storchennestern, verfallenen Arbeitersiedlungen und einem lebendigen Stadtzentrum, das zeigt, dass die Stadt einer zweiten Bluete entgegenstreben moechte. Wir wollten hier ein billiges Schaumstoffmaetteli als Zwischenloesung finden, bis der Ersatz aus der Schweiz eingetroffen ist und Lebensmittel einkaufen. Aber um drei Uhr haben natuerlich alle Laeden geschlossen, die Strassen sind wie ausgestorben, nur einige Jugendliche luemmeln rum. So warteten wir eben bis 17 Uhr, bis die Tueren wieder oeffneten und fanden tatsaechlich in einem Haushaltwarenladen eine duenne Matte.

Posted by tandem-adventure at 5:52 PM GMT
Updated: Wednesday, 23 March 2005 6:16 PM GMT
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Coripe - San Nicolas: Vias Verdes
Wir genossen die Fahrt auf der ehemaligen Eisenbahnlinie durch die friedliche Landschaft. Kein Autolaerm stoerte die Ruhe, wir waren in einem abgeschiedenen Tal ohne Strasse unterwegs. Die wenigen abgelegenen Bauernhoefe waren wie kleine Oasen. Der 37 km lange "Via Verde" ist ein gelungenes Projekt: Eine gute, feine Kiesoberflaeche, zahlreiche Rastplaetze, beleuchtete Tunnels, Informationstafeln und Restaurants in den ehemaligen Stationsgebaeuden. Wir waren, abgesehen von einem Bauern, die einzigen Radfahrer. Fuer die Spanier ist zur Zeit auch noch Winter, Temperaturen um 15-20 Grad sind fuer uns aber perfekt. Franziska fand heraus, wie die Spargelpflanze ohne Spargel aussieht, welche zur Zeit von Maennern gesammelt werden. Genau diese Pflanze wuchs hier an den Bahnborden, so versuchten wir unser Glueck ebenfalls, waren aber zu spaet. Eine einzige kleine Spargel war die ganze Ausbeute. Diese steckten wir dennoch stolz in die Tasche und wollten sie am Abend im Gemuesereis kochen.
Nach der herrlichen "Eisenbahnfahrt" nach Puerto Sorrano wurde es eintoeniger. Die Landschaft wurde recht flach mit endlosen Aeckern. Einzig einige verfallene Fincas hinter Olivenbaeumen wirkten wie Trutzburgen in der rauhen Umgebung. Eine Moeglichkeit, das Zelt aufzustellen gab es nirgends, vor Moron de la Frontera fuhren wir sogar durch recht heruntergekommene Vororte, die keine guten Gefuehle aufkommen liessen. In Moron fanden wir ein huebsches Hostal, wo wir einen Ruhetag einlegten.
Fuer die Weiterfahrt standen wir frueh auf, die Durchquerung der weiten Ebene des Guadalquivir stand uns bevor, da kann es auch schon um diese Jahreszeit sehr heiss werden. Es herrschte heute aber ein stuermischer Suedostwind, der angenehme Temperaturen mit sich brachte. 20 der 60 Kilometer durch die meist oede Ebene fuerhten wir einen harten Kampf gegen den Wind, auf dem Rest flogen wir mit Rueckenwind nur so dahin. Nach Lora del Rio stiegen wir in die Huegel der Sierra Morena. Wir fragten einen Bauern, ob wir auf seinem Land zelten duerften. Er meinte nur, dort habe es ueberall "Torros", da waere zelten wenig empfehlenswert. Wir kurbelten weiter und weiter bergauf und fanden schlussendlich doch noch ein nicht eingezaeuntes Plaetzchen fuer das Zelt. Da es nur wenige Meter neben der Strasse lag, warteten wir mit Aufstellen des Zeltes bis es dunkel war.
Wild zelten ist hier gar nicht so einfach, fast alles ist eingezaeunt, Bauernhoefe liegen meist weit abseits der Strasse, deren Zufahrt mit einem Tor verschlossen ist oder die Wachhunde schon von Weitem hoerbar sind. So koennen wir nicht einfach einen Bauern fragen gehen. Kurioserweise ist es oft so, dass wir nach laengerem Suchen einen halbwegs brauchbaren Platz finden und am naechsten Morgen beim Weiterfahren an einem Dutzend perfekter Plaetzchen vorbeikommen, oder gar an einem nicht auf der Karte eingezeichneten offiziellen Campingplatz! So sind wir ab und zu gezwungen, in einem Hostal zu uebernachten, obwohl wir viel lieber in unserem Zelt schlafen.
Die Route nach Constantina durch Olivenhaine und baumdurchsetzte Weiden war eigentlich sehr schoen, wenn da nicht die brutale Strasse das Bild getruebt haette. Oft dreispurig, mit riesigen Einlenkern fuer Feldwege und Hofzufahrten, auf denen selbst der allergroesste Lastwagen muehelos abbiegen koennte, tiefe Einschnitte und hoehe Daemme. Wieder hatten wir den Eindruck, dass hier einfach nach Norm xy gebaut und Geld verlocht wurde. Voellig ueberrissen fuer diese verkehrsarme Landstrasse. Eingangs Constantina dann ein riesiger doppelspuriger Kreisel, voellig deplaziert neben dem kleinen alten Bergdorf. Zum Glueck hatte der Ausbau hier ein (vorlaeufiges) Ende. Im Dorf holperten wir durch die engen Pflastersteingassen und deckten uns in den Laedeli mit Koestlichkeiten ein.
Am Dorfausgang bot uns der alte Wegweiser zwei Varianten nach San Nicolas an. Hier wirkte die Landschaft noch winterlich. Laub vom Herbst lag neben der Strasse, erst ein paar wenige Fruehlingsbluemchen sprossen am Wegrand, die leicht sonnige und diesige Stimmung passte dazu. Dicke Schweine lagen auf den duerren und steinigen Weiden, aus dem steinernen Aquaedukt eines ehemaligen Bewaesserungskanals wuchsen junge Baeume. Eine luxorioese Finca liess uns erstaunen. Das alte Straesschen wand sich durch Korkeichenhaine. Wir begegneten umherziehenden Schweineherden, welche sich hier von den Eicheln ernaehren. Der Schinken bekommt durch diese Nahrung seine besondere Note. Ob das die Schweine gerochen hatten, als wir ihre Artgenossen in Form von feinstem Rohschinken zum Mittagessen verspiesen?
Cerro del Hierro, eine alte Bergbausiedlung, lag wie ein Geisterdorf etwas abseits der Strasse im sonnendurchfluteten Dunst. Bis 1975 wurde hier Eisenerz abgebaut und per Bahn wegtransportiert. Die Bahnlinie wird zur Zeit zu einer "Via Verde" umgebaut. Abschrankungen und leere Gerippe fuer Informationstafeln zeigen, dass hier ein weiteres schoenes Projekt am Entstehen ist. Wir schauten uns erst in der ehemaligen Mine um. Eigentlich war es mehr ein Naturpark mit Rundwanderweg, einer bizarren Landschaft aus erodierten Kalkfelsen, die eigentliche Skulpturen bildeten. Gesichter, Fratzen, Finger, Faeuste und Loecher zum Durchgucken. Inmitten dieser Arena lagen die riesigen Gruben, wo das Erz abgebaut wurde. Ruinen von Gebaueden, Stollenmuender, ein alter Tresor, wo wohl der Sprengstoff gelagert wurde. Das Gelaende war erstaunlich frequentiert von Spaziergaengern. Bald gibt es mit der Via Verde eine weitere Attraktion, die es Radfahrern, Wanderern, Reitern, Rollschuh- und Rollstuhlfahrern erlaubt, die Bergwelt der Sierra Morena zu geniessen. Natuerlich beachteten wir das Fahrverbot auf dem nagelneuen Asphaltbelag nicht, schoben das Tandem immer wieder um Abschrankungen herum und genossen die herrliche Fahrt auf dem ehemaligen Bahntrassee Richtung San Nicolas. Im Dorf erkundigten wir uns nach dem Zeltplatz, der etwas weiter talabwaerts an einsamer und idyllischer Lage direkt an der Via Verde lag.

Posted by tandem-adventure at 5:10 PM GMT
Updated: Wednesday, 23 March 2005 6:12 PM GMT
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Tuesday, 22 March 2005
Ronda - Coripe: Passstrasse par excellence und Ziegenhirten
Vor der Abfahrt aus Ronda wollten wir in der Altstadt Strassenkarten und Lebensmittel einkaufen. Unser fruehes Aufstehen wurde nicht honoriert, die Laeden oeffneten erst so ab 10 Uhr nach und nach. Die Oeffnungszeiten der Laeden hier sind fuer uns recht ungewohnt. So um 9 oder 10 Uhr wird geoeffnet, ab 13 oder 14 Uhr fuer die Siesta geschlossen und oft erst wieder um 17 Uhr geoeffnet, dafuer dann bis 20 Uhr oder laenger. Sonntags und an allen kirchlichen Feiertagen steht man vor verschlossener Ladentuer. So muessen wir gut vorausplanen, wo und fuer wie lange wir Essen einkaufen muessen.
Von Ronda aus fuhren wir gegen Norden weiter und bogen bald von der Hauptstrasse in ein kleines Nebenstraesschen in die Berge. An kleinen Bauernhoefen vorbei kurbelten wir anfaenglich durch offenes, welliges Agrarland, spaeter hinein in schoenste Korkeichenwaelder. Die Staemme der abgeernteten Korkeichen leuchteten rot, waehrend die Aeste mit der knorrigen Rinde ueberzogen waren. Die kurvige Fahrt durch die lichten Eichenhaine war wie Meditation. Mal tauchte zwischen den Baeumen eine alte, verfallene Finca wie ein Maerchenschloss auf, mal gab eine Lichtung den Blick auf den hellblauen Stausee weit unten im Tal frei. Das weisse Bergdorf Grazalema klebte wie ein Adlerhorst in den Flanken der Kalkberge. Die blendend weiss getuenchten Haeuser mit den alten Ziegeldaechern waren ein toller Anblick. Auf dem Zeltplatz oberhalb des Dorfes genossen wir eine ruhige Nacht, wir waren die einzigen Gaeste.
Der naechste Tag brachte erneut lauter landschaftliche Hoehepunkte. Von Grazalema fuehrte das schmale Straesschen auf den Pass "Puerto de las Palomas" (1150 m). Schon die Bergfahrt mit Vogelperspektive auf Olivenhaine und Bauernhoefe war grandios, was uns aber nach der Passhoehe erwartete, verschlug uns den Atem: Eine Passstrasse erster Guete wand sich da wie eine Schlangenlinie mit unzaehligen Kurven und Serpentinen kreuz und quer den Hang runter zum fast 1000 Meter tiefer gelegenen Stausee. Die weissen Betonkloetze zeigten die unglaubliche Strassenfuehrung, eine Augenweide fuer Velofahrer! In Zahara wollten wir eigentlich nur Brot kaufen, waren aber so angetan vom huebschen Bergdorf, dass wir auf der Plaza unter Orangenbaeumen einen Kaffee genossen und lange durch die Gassen schlenderten.
Ein Panoramastraesschen fuehrte ueber einen weiteren Huegelzug, verlassene Bauernhoefe und Ziegenhirten praegten das Bild. Vor Coripe stiessen wir auf eine "Via Verde", so werden stillgelegte Eisenbahnlinien genannt, welche zu Rad-, Wander- und Reitwegen umfunktioniert wurden. Wir waren hocherfreut, war doch der "Railtrail" in Neuseeland ein Hoehepunkt gewesen, wir durften auch hier auf eine tolle Strecke hoffen. Aber fuer heute war es schon spaet, wir stellten das Zelt bei einem Picknickplatz in der Naehe der Bahnlinie auf und kochten bei lauen Abendtemperaturen einen Topf Spaghetti.

Posted by tandem-adventure at 7:15 PM GMT
Updated: Tuesday, 22 March 2005 7:24 PM GMT
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Thursday, 17 March 2005
El Burgo - Ronda: Pueblos blancos und Korkeichen
Die Nacht war recht unruhig, die anderen Hotelgaeste nahmen keinerlei Ruecksicht, ruhig wurde es erst nach 4.30 Uhr. Wir assen im Zimmer schon mal ein Konfibrot, da wir nicht allzuviel vom Morgenessen erwarteten. Dies war dann aber ganz anstaendig. Wir genossen die ruhige Sonntagmorgenstimmung und starteten aus dem verschlafenen Dorf. Die Morgenluft war noch frisch, die Wolken aber nicht mehr so dicht wie gestern. Eine Eukalyptusallee saeumte die Strasse aus dem Dorf, diese begann gleich knackig zu steigen. Wir kurvten durch Olivenhaine, bluehende Mandelbaeume, Fruehlingsblumen und erdig durftende rote Aecker. Die wunderschoene Strasse wand sich in unzaehligen Kurven bergwaerts, ihr Verlauf war schon von weitem sichtbar anhand der weissen Betonwuerfel am Fahrbahnrand. Wir stiegen durch Foehrenwaelder hinauf in eine karge Karstlandschaft. Die schneebedeckten Gipfel der Sierra de las Nieves leuchteten auf der andern Talseite. Die Wolkendecke machte strahlend blauem Himmel Platz. Wir jubelten und genossen jeden Meter. Die Karrenfelder leuchteten aus der Ferne silbrig, wie wenn ein Hauch Schnee darueber liegen wuerde. Aus der Naehe schienen sie, wie wenn ein Riese mit dem Pflug durch die Kalkfelsen gezogen waere. Wir sogen die faszinierende Landschaft am Puerto del Viento (1190 m) richtig in uns hinein und waren total gluecklich. Genau danach hatten wir uns in den letzten Wochen so gesehnt! Auf der Strasse herrschte relativ viel Verkehr. Viele Sonntagsfahrer fuerhten ihre aufgemotzten "Chaerreli" mit den zum Teil schlafenden Frauen auf dem Beifahrersitz spazieren, fuhren aber fast ausnahmslos sehr anstaendig. In Ronda fuehrte die Bruecke zwischen den Altstaedten ueber eine spektakulaere Schlucht, der Fluss hatte sich hier sehr tief eingefressen, die beiden Stadtteile kleben wie Vogelnester am Abgrund. Auf dem Zeltplatz ausserhalb von Ronda schafften wir es gerade noch das Zelt aufzustellen, bevor sich eine erste Quellwolke entlud.

Posted by tandem-adventure at 5:36 PM GMT
Updated: Thursday, 17 March 2005 5:47 PM GMT
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