Per Tandem unterwegs in Sudamerika, Neuseeland und Europa!
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Friday, 3 June 2005
Carcassonne - La Salvetat sur Agout: Nachtlicher Wildbesuch und Pain d?Epice
Eigentlich wollten wir einen zweiten Tag in Carcassonne bleiben, um endlich wieder mal ausgiebig mailen und die Berichte auf unsere Seite stellen zu konnen. Trotz der Grosse der Stadt fanden wir nur ein einziges Internetcafe, das erste in Frankreich uberhaupt. Dieses war aber so uberrissen teuer, dass wir uns zur Weiterfahrt entschieden. In Ecuador fanden wir in jeder Ortschaft ein Internetcafe, aber hier in Frankreich ist dieses Medium kaum offentlich vorhanden, da waren ja die sparlichen Moglichkeiten in Spanien gerade noch ausgezeichnet!
Heute war der Gegenwind nicht mehr so zermurbend, weil die Fahrt durch die Rebberge mit stattlichen Schlossern sehr abwechlungsreich war und wir uns den Montagne Noire naherten, wo wir uns in den Nord-Sud-Talern Schutz vor dem Wind erhofften. Das Weinbauerndorf Caunes-Minervois mit der romanischen Benediktinerabtei und den massiven Hausern gefiel uns mit seinem Charme. Im Garten eines Hauses durften wir Bergwasser aus einer eigenen Quelle tanken und machten uns auf in die Gorge de l‘Argent-Double. Trotz zeitweiligem Regen genossen wir die Fahrt bergauf. Wir hatten die schone, kurvige Strasse fur uns, passierten vertraumte Bergdorfer und freuten uns am Anblick der bluhenden Obstgarten, welche immer wieder im schmalen Tal neben dem Fluss Platz fanden. Grazile romanische Steinbogenbrucken schwangen sich uber den Fluss, in der Mitte nur gerade von der Dicke des tragenden Bogens. Hier wirkte es nicht mehr so „alpin“ wie in den Pyrenaen, mehr mediterran. Eigentlich hatten wir schon langst das Zelt aufstellen mussen, aber nach dem Ruhetag liefen die Beine so locker und rund, dass wir erst kurz vor dem Eindunkeln auf der Passhohe des Col de Salette (913m) mitten in der Natur das Zelt hinter einer Hecke aufstellten. In der Nacht schlich ein in hohen Tonen bellendes Tier ums Zelt, wir horten seinen Atem ganz nah, getrauten uns aber nicht rauszuschauen. Ob es ein Wildschwein oder ein Reh war? Am Morgen erwachten wir fruh, weil ein Auto wenige Meter von uns weg parkierte. Es war aber nur der Forstdienst, der sich weiter nicht um uns kummerte.
Der sturmische Wind der letzten drei Tage, der noch die ganze Nacht am Zelt geruttelt hatte, war plotzlich weg. Die Walder ringsum waren in dicke Nebelschwaden gehullt. Bei leichtem Nieseln kochten wir Porridge und waren entzuckt uber die zauberhafte Stimmung hier oben. Wir rollten durch eine juraahnliche Landschaft talwarts. Bei einem Aussichtspunkt hatte man bis zum Mittelmeer sehen konnen, die Mischung aus Wolkenfetzen und Morgensonne war aber auch beeindruckend. Ueber den Col de Serieres gelangten wir auf den Nebenstrasschen in ein abgelegenes Tal mit hubschen Weilern. In Courniou stiessen wir auf die stark von Lastwagen befahrene Hauptstrasse, welch ein Graus nach diesen ruhigen Bergstrasschen.
Von St. Pons de Thomieres, wo wir uns vor Auffahrt mit ausreichend Lebensmitteln eindeckten, folgte ein langer und heisser Aufstieg am Col de Cabaretou (941m). Die Aussichten in die weite Berglandschaft waren prachtig. Weniger erfreulich waren die Auto- und Lastwagenfahrer, die riskante Ueberholmanover auf der unubersichtlichen Stasse unternahmen. Im Gegensatz zu den sehr vernunftig fahrenden Spaniern, welche immer und uberall zuvorkommend und nie gestresst waren, sind die Verhaltnisse auf Frankreichs Strassen nicht uberall so paradiesisch. Kein Vergleich zwar zu den rucksichtslos fahrenden Neuseelandern, aber sobald es viel Verkehr hat, werden die Franzosen ungeduldig. Auf den ruhigen Nebenstrasschen, auf denen wir uns fast ausschliesslich bewegen und von denen es hier nur so wimmelt, sind die Autofahrer aber freundlich und rucksichtsvoll und der Radfahrer Konig.
Ein Schild auf dem Col de la Baraque „Miel, Nougat, Pain d’epice“ verleitete uns zu einem Abstecher auf einen Bauernhof. Nach dem Kauf der Leckereien bot uns der Bauer an, hinter dem Haus das Zelt aufzuschlagen. Neben dem kristallklaren Weiher stellten wir unsere Villa in das weiche, trockene Buchenlaub. An der Abendsonne kochten wir Spaghetti, brutzelten Koteletts uns schlemmten Nougat zum Dessert - vive la France!

Posted by tandem-adventure at 10:21 AM BST
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