Per Tandem unterwegs in Sudamerika, Neuseeland und Europa!
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Friday, 10 June 2005
Jassy ? Crozant: Auvergne und Limousin
Seit langem hatten wir wieder einmal in einem Haus geschlafen und den Luxus eines Bettes genossen. Beim Aufwachen war es ungewohnt still, der Morgengesang der Vogel fehlte. Der Schritt aus dem gut geheizten Haus in das kalte und trube Wetter war hart. Madame D. hatte uns zwei frische Baguettes mit auf den Weg gegeben. Als wir das Gepack mitsamt dem Brot vor das Haus stellten und nochmals nachschauen gingen, ob wir nichts vergessen hatten, war das Baguette nach unserer Ruckkehr weg. Wir sahen gerade noch den Hund des Bauernhofes gegenuber mit einem grinsenden Blick und dem Brot in der Schnauze im Stall verschwinden. Gut eingepackt fuhren wir gegen den bissigen Nordwind an, vorbei an zottigen, braunen Hochlandrindern. Das Wetter passte gut zur wilden Gegend. Wieder fuhren wir an unendlichen Feldern von Osterglocken vorbei. Manche Weiden waren mehr gelb als grun, so dicht standen die Blumen. Dieses Spektakel ist einmalig in dieser Gegend und von kurzer Dauer. In einigen Tagen werden die Osterglocken offenbar von Unmengen weisser Narzissen abgelost. Bei Espinchal ging diese karge Hochlandschaft abrupt wieder uber in die gewohnt liebliche Landschaft der Auvergne mit Hecken, Magerwiesen, Bachlein und kleinstrukturierter Landwirtschaft. In Egliseneuve war gerade Markttag. Traktorpneus oder Socken im Multipack kauften wir uns zwar nicht, aber ein leckeres Pain d'epice und in der Backerei ein neues Baguette.
Wir verbrachten einige wunderschone Fruhlingstage durch die Auvergne und das Limousin. Diese Regionen sind sehr landlich, dunn besiedelt und bieten ein ausgedehntes Netz an ruhigen Nebenstrassen. Die Landschaft ist sehr naturnah, eine reiche Tier- und Pflanzenwelt erfreut Auge, Ohr und Nase. Hubsche Weiler und Bauernhofe lagen an der abwechslungsreichen Route, in den Dorfern fanden wir genugend Energienachschub in Backereien, Metzgereien und Lebensmittelladelis. Wir passierten das Plateau de l'Artense mit Lowenzahnteppichen soweit das Auge reichte, im Hintergrund das Vulkanmassiv des Mont d'Or. Oder das "Plateau de Millevaches" mit vielen Mooren, Sumpfgras, Birken und Weihern, was auf uns recht skandinavisch wirkte. Umgesturzte Baume in den Mooren zeigten ihre flachen Wurzelteller, an derer Stelle ein Tumpelchen lag. Haufig sahen wir Eichelhaher davonflattern und der Kuckuck rief aus dem Wald. Mit tausend Kurven und stetem sanftem Auf und Ab rollten wir ruhig und besinnlich durch diese fantastischen Regionen, Radelgenuss vom Feinsten! Wir ubernachteten auf einem Bauernhof, dessen Bauer uns frische Kuhmilch brachte, auf geschlossenen und geoffneten Campingplatzen und sogar mal auf Kohle.
In Bosmoreau-les-Mines fragten wir einen Bauern, der gerade das ehemalige Minengelande mahte, um Zelterlaubnis. Bis 1922 wurde die Kohle hier aus der Tiefe heraufbefordert. Heute sind die Ueberreste der Gebaude eine Art Freilichtmuseum mit Informationstafeln. Auf den Halden der nicht verwertbaren Kohle wachst inzwischen wieder Gras, die Zeltheringe brachten wir aber nur mit Muhe herein. Ein ganz spezieller Zeltplatz neben dem alten Schornstein, dem Wasserturm und dem Direktorenhaus! Die Nacht auf dem Campingplatz am Lac de Vassivieres war weniger erholsam. Heftige Gewitter zogen voruber. Als die Blitze ganz in der Nahe einschlugen und das Donnergrollen beangstigend laut war, fluchteten wir fur eine Weile in das Sanitargebaude. So nahe am Wasser war es uns nicht mehr geheuer, unser Zelt hat keinen Blitzableiter.
So gelangten wir von Jassy im Cezallier uber La Tour d'Auvergne, Tauves, La Courtine, Sornac, Lac de Vassivieres, Peyrat-le-Chateau, St. Martin-Chateau, Bourganeuf, Bosmoreau-les-Mines, St. Dizier, Benevent, St. Vaury und Dun-le-Palestel nach Crozant. Der Routenvorschlag von Madame D. war erstklassig. Die 400km zwischen ihrem Wohnort und dem Cezallier fahrt sie nicht gerne auf der Autobahn, sie bevorzugt die ganz kleinen, abwechslungsreichen Nebenstrassen, auch wenn sie damit zwei Tage braucht.

Posted by tandem-adventure at 3:46 PM BST
Updated: Friday, 10 June 2005 3:51 PM BST
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